"Wann wird Erbschaftssteuer fällig?" Diese Frage erhalte ich als Steuerberater beinahe täglich, denn wenn Du geerbt hast – sei es eine Immobilie, Geld oder andere Vermögenswerte – stellt sich schnell die Frage, wann genau das Finanzamt die Hand aufhält.
Die Erbschaftssteuer entsteht nämlich nicht erst mit dem Steuerbescheid, sondern bereits mit dem Tod des Erblassers. Doch wann musst Du zahlen? Welche Fristen gelten? Und was passiert, wenn Du nicht rechtzeitig reagierst?
In unserem Blog-Beitrag bekommst Du klare Antworten: Von der Entstehung bis zur Fälligkeit, inklusive Beispielen, Fristen und Tipps zur Stundung, etwa bei Immobilien. So bist Du rechtlich und finanziell auf der sicheren Seite – und das ganz ohne Juristendeutsch.
📖 Inhalt
Überblick: Was Du Bei Der Erbschaftssteuer Beachten Musst
Schritt | Frist | Was Du tun musst |
---|---|---|
1. Erbfall tritt ein | Sofort (Tag X) | Steuerpflicht entsteht automatisch mit dem Tod des Erblassers |
2. Finanzamt informieren | Innerhalb von 3 Monaten | Erbschaft anzeigen – formlos oder mit Vordruck (§ 30 ErbStG) |
3. Steuerbescheid abwarten | Kann Monate bis 1 Jahr dauern | Nach Abgabe der Steuererklärung wartet man auf Bescheid |
4. Zahlung leisten | Innerhalb von 1 Monat nach Bescheid | Betrag fristgerecht überweisen (Fälligkeit meist im Bescheid genannt) |
5. Stundung beantragen (optional) | Sofort nach Bescheid | Bei z. B. Immobilienerbe oder Liquiditätsengpass |
6. Pflichtteil geltend gemacht? | Ab Forderung | Steuer entsteht bei Auszahlung des Pflichtteils, nicht beim Tod |
Mit Dem Tod Des Erblassers: Wann Entsteht Die Steuerpflicht?
Sobald der Erblasser stirbt, entsteht laut § 9 des Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetzes (ErbStG) die Steuerpflicht. Das bedeutet:
Der Todestag ist der steuerrechtliche Stichtag.
Du musst ab diesem Tag alles, was Du vom Verstorbenen erhältst, dem Finanzamt melden – auch wenn Du noch gar nicht weißt, wie viel das Vermögen wert ist oder ob Du es überhaupt behalten willst.
Auch ein Erbschein ist für die Steuerpflicht nicht erforderlich. Die Frist für diese Meldung ist gesetzlich auf 3 Monate begrenzt (§ 30 ErbStG).
Gut zu wissen: Selbst wenn kein Testament vorliegt oder Du als gesetzlicher Erbe automatisch berufen bist, bist Du zur Meldung verpflichtet – auch bei einem Pflichtteil oder Vermächtnis.
Wann Wird Erbschaftssteuer Fällig? - Ab Wann Musst Du Zahlen
Zahlen musst Du erst dann, wenn das Finanzamt Dir den Steuerbescheid zugeschickt hat. Darin steht die genaue Höhe der Steuer und ab wann sie fällig ist.
Die Regel lautet: Zahlung spätestens einen Monat nach Bekanntgabe des Steuerbescheids.
Das bedeutet: Du kannst dir nicht unbegrenzt Zeit lassen – die Zahlungsfrist läuft exakt ab dem Datum, an dem der Bescheid Dir zugeht (§ 31 Abs. 1 ErbStG).
Wie lange das Finanzamt braucht, bis es den Bescheid erstellt, kann stark variieren – in einfachen Fällen wenige Wochen, bei komplexen Nachlässen oder Streitigkeiten auch 6 bis 12 Monate oder länger.
Falls du dir unsicher bist, ist es immer besser sich professionell beraten zu lassen:
Was passiert, wenn Du die Fristen nicht einhältst?
Verpasst Du die Zahlungsfrist, wirst Du automatisch in Verzug gesetzt – und es können Verzugszinsen von 6 % pro Jahr (§ 233a AO) entstehen. In besonders schweren Fällen ist sogar ein Bußgeld möglich, wenn die Meldung an das Finanzamt unterlassen wurde.
Aber: In bestimmten Fällen – vor allem bei Immobilienerben oder Unternehmensnachfolgen – kannst Du beim Finanzamt eine Stundung der Erbschaftssteuer beantragen. Damit verschiebst Du die Zahlung legal nach hinten und gewinnst Zeit, zum Beispiel für eine Finanzierung oder den Verkauf des geerbten Objekts.
Bist du gestresst in deinem Beruf, hast viel zu tun und möchtest das alles mit rechten Dingen zugeht, dann lohnt es sich definitiv einen Steuerberater zu engagieren, denn somit verpasst du keine wichtigen Fristen und kannst durch einige Tricks deine Steuerlast senken.

Wann Wird Erbschaftssteuer Fällig? - Fristen Und Meldepflichten
Solltest du etwas erben, dan gilt es für dich schnell zu handeln und alles zu melden.
Das Finanzamt wartet nicht, bis Du mit der Nachlassregelung fertig bist.
Das Wichtigste ist die gesetzlichen Fristen zu kennen und einzuhalten. So vermeidest du Probleme mit dem Finanzamt.
Die 3-Monatsfrist: So lange hast Du für die Anzeige der Erbschaft
Sobald Du von Deiner Erbschaft erfährst, musst Du den Erwerb innerhalb von drei Monaten beim zuständigen Finanzamt anzeigen (§ 30 Abs. 1 ErbStG). Das gilt unabhängig davon, ob Du bereits im Grundbuch stehst oder ob es ein Testament gibt.
Die Frist beginnt nicht mit dem Todestag, sondern mit dem Tag, an dem Du vom Erbfall erfährst. Das ist bei nahen Angehörigen meist identisch.
Diese Angaben erwartet das Finanzamt:
Erforderlich | Beschreibung |
---|---|
Personalien von Erben | Name, Geburtsdatum, Anschrift |
Beziehung zum Erblasser | z. B. Kind, Enkel, Lebenspartner |
Art & Umfang des Erbes | Geld, Immobilien, Wertpapiere etc. |
Schätzwerte | Grobe Werte genügen vorerst |
Testament/Kopie, falls vorhanden | oder Erbvertrag/Nachweis gesetzlicher Erbfolge |
Eine Anzeige ist nicht erforderlich, wenn der Erwerb auf einer von einem deutschen Gericht, einem deutschen Notariat oder einem deutschen Konsulat eröffneten Verfügung von Todes wegen (Testament oder Erbvertrag) beruht, und sich aus der Verfügung von Todes wegen das Verhältnis der erwerbenden Person zum Erblasser bzw. zur Erblasserin unzweifelhaft ergibt.
Das gilt nicht, wenn zum Erwerb Grundbesitz, Betriebsvermögen, Anteile an Kapitalgesellschaften, die nicht der Anzeigepflicht nach § 33 ErbStG unterliegen, oder Auslandsvermögen gehört. Weiterhin kann die Anzeige bei einer Schenkung unterbleiben, wenn diese Schenkung gerichtlich oder notariell beurkundet wurde.
Die Anzeige oder Meldung beim Finanzamt nimmt normalerweise dein Steuerberater für dich vor. Trifft diese Bedingung bei dir nicht zu, dann kannst du die Meldung bei den meisten Finanzämtern selbst formlos vornehmen.
Viele Finanzämter stellen aber auch ein Meldeformular bereit (meist als PDF oder online) um den Prozess zu vereinfachen.
Zahlungsfrist: Wann Wird Erbschaftssteuer Fällig?
Die eigentliche Zahlungspflicht entsteht erst mit dem Steuerbescheid, aber dann geht es schnell:
Du hast nur einen Monat Zeit, um die Erbschaftssteuer zu überweisen (§ 31 Abs. 1 ErbStG).
Beispielhafte Zeitlinie bei einem Standard-Erbfall:
Ereignis | Datum | Handlung |
---|---|---|
Todesfall | 01.01.2025 | Steuerpflicht entsteht automatisch |
Erbe informiert sich | 03.01.2025 | Start der 3-Monatsfrist |
Anzeige beim Finanzamt | bis spätestens 31.03.2025 | Formlose Meldung oder Formular |
Steuerbescheid ergeht | z. B. 01.08.2025 | Nach Prüfung durch Finanzamt |
Steuer fällig | 01.09.2025 | Letzter Tag zur Überweisung |
Was viele nicht wissen: Schenkungen vor dem Tod zählen mit
Wenn Du vom Erblasser in den letzten 10 Jahren vor dem Tod bereits Schenkungen erhalten hast, müssen diese bei der Anzeige ebenfalls angegeben werden – sie werden bei der Erbschaftssteuer mitversteuert, falls der Freibetrag überschritten wird (§ 14 ErbStG).
Gesetzliche Freibeträge In Der Erbschaftssteuer: Wer Darf Wie Viel Steuerfrei Erben?
Ein wichtige Information die gerne übersehen wird, ist das der Freibetrag pro Erbfall und pro Erbe gilt. Mehrere Erbschaften vom selben Erblasser innerhalb von 10 Jahren werden also zusammengerechnet.
Verwandtschaftsverhältnis | Freibetrag nach § 16 ErbStG | Steuerklasse |
---|---|---|
Ehepartner / eingetragener Lebenspartner | 500.000 € | I |
Kinder (leiblich, adoptiert, Stiefkinder) | 400.000 € | I |
Enkel (wenn Elternteil verstorben) | 400.000 € | I |
Enkel (wenn Eltern leben) | 200.000 € | I |
Eltern / Großeltern (bei Erbschaft, nicht Schenkung) | 100.000 € | I |
Geschwister, Nichten, Neffen | 20.000 € | II |
Lebensgefährte (nicht verheiratet) | 20.000 € | III |
Freunde, entfernte Verwandte, Dritte | 20.000 € | III |
Fallstrick Pflichtteil: Wann Wird Hier Erbschaftssteuer Fällig?
Pflichtteilsberechtigte (z. B. Kinder, die enterbt wurden) bekommen kein Erbe, sondern einen Geldanspruch gegen die Erben. Das hat steuerlich Folgen.
- Wichtig: Die Steuer entsteht nicht beim Tod, sondern erst bei Auszahlung des Pflichtteils!
- Beispiel: Du wirst enterbt, erhältst aber 80.000 € Pflichtteil 1 Jahr später. Die Steuerpflicht entsteht bei Zahlung, nicht beim Todeszeitpunkt.
Das kann Vorteile bringen:
- Steuer kann später entstehen, wenn Du mehr Liquidität hast.
- Freibeträge gelten trotzdem – auch beim Pflichtteil.
Erbschaftssteuer Stunden – So Geht’s
Nicht jeder kann die Erbschaftssteuer sofort zahlen. Besonders bei geerbten Immobilien oder Unternehmen fehlt oft das nötige Geld auf dem Konto, um den Steuerbetrag fristgerecht zu begleichen. Genau dafür gibt es die Möglichkeit, eine Stundung beim Finanzamt zu beantragen.
Wann lohnt sich ein Antrag auf Stundung?
Die häufigsten Fälle, in denen eine Stundung sinnvoll und möglich ist:
- Du erbst eine selbst genutzte Immobilie (Haus, Wohnung)
- Das geerbte Vermögen ist nicht liquide (z. B. Grundstück, Unternehmensbeteiligung)
- Du möchtest das Erbe nicht verkaufen, nur um die Steuer zu zahlen
- Die Steuerzahlung würde eine unbillige Härte darstellen (§ 222 AO)
Rechtsgrundlage für Stundungen:
Paragraf | Inhalt |
---|---|
§ 28 ErbStG | Stundung bei Wohnnutzung von geerbtem Familienheim (bis zu 10 Jahre zinslos) |
§ 222 AO | Allgemeine Stundung bei finanzieller Härte, z. B. bei Unternehmens- oder Immobilienerbe |
§ 233a AO | Verzugszinsen, falls keine Stundung erfolgt oder Frist verpasst wird |
Voraussetzungen & Fristen für den Stundungsantrag
Damit das Finanzamt die Steuer stundet, musst Du rechtzeitig und begründet handeln.
Voraussetzungen:
- Zahlung zum Fälligkeitstermin wirtschaftlich nicht zumutbar
- Keine Gefährdung des Steueranspruchs (z. B. kein Verkaufsdruck oder Insolvenz)
- Nachweis über Vermögenslage (z. B. Kontoauszüge, Bewertung Gutachten etc.)
Frist: Der Antrag muss vor Ablauf der 1-Monats-Zahlungsfrist nach dem Steuerbescheid gestellt werden!
Wann Wird Erbschaftssteuer Fällig? - Häufig Gestellte Fragen
Wie viel Erbschaftssteuer muss man zahlen?
Die Höhe der Erbschaftssteuer hängt vom Verwandtschaftsgrad, dem Wert des Erbes und dem Freibetrag ab. Je enger die Beziehung zum Erblasser, desto höher der Freibetrag (z. B. 400.000 € für Kinder). Alles, was darüber liegt, wird je nach Steuerklasse mit 7 % bis 50 % besteuert.
Wie hoch ist die Erbschaftssteuer bei 100.000 €?
Bei einem Erbe von 100.000 € kommt es auf das Verwandtschaftsverhältnis an.
Beispiel: Kinder haben einen Freibetrag von 400.000 € und zahlen somit keine Steuer. Bist du der Enkel (mit lebenden Eltern) hast du einen Freibetrag von 200.000 €. Geschwister, Nichten, Freunde erhalten nur einen Freibetrag von 20.000 €, der Rest (80.000 €) wird mit 15–30 % versteuert.
Wann entfällt die Erbschaftssteuer bei Immobilien?
Die Erbschaftssteuer bei Immobilien entfällt, wenn der Ehepartner oder ein Kind die geerbte Immobilie selbst für mindestens 10 Jahre bewohnt (§ 13 ErbStG). Voraussetzung: Die Immobilie darf nicht verkauft oder vermietet werden. Bei Kindern ist die Steuerbefreiung auf 200 m² Wohnfläche begrenzt.
Wie lange muss ein Haus überschrieben sein, um keine Erbschaftssteuer zu zahlen?
Damit bei der Überschreibung eines Hauses (Schenkung) keine Erbschafts- bzw. Schenkungssteuer anfällt, muss der Eigentümer mindestens 10 Jahre leben, nachdem das Haus übertragen wurde (§ 14 ErbStG). Stirbt er vorher, wird die Schenkung wie eine Erbschaft behandelt – und die Steuer kann nachträglich fällig werden.
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